The Tin Cans

Juli 17, 2015 in von admin

Seit gut 20 Jahren machen THE TIN CANS Musik. Ursprünglich als Quartett auf der Bühne, sind die Jungs seit einigen Jahren nur noch als Rockabilly-Trio unterwegs. Claudius aka Claude übernimmt dabei Lead Vocals und Bass, Sebastian alias Semmel die Second Voice und Gitarre, Martin sitzt an den Drums. Veröffentlicht haben The Tin Cans bereits 7 LPs, auf denen sie selbstgeschriebene Songs im Rockabilly-Country-Sound mit verschiedenen Einflüssen zum Besten geben. Mit den klassischen Rockabilly-Instrumenten Kontrabass, Gitarre und Schlagzeug lassen die Tin Cans die Musik der 40er- und 50er-Jahre wieder lebendig werden und beschränken sich dabei nicht nur auf Auftritte in Deutschland, sondern sind auch in Europa und auf anderen Kontinenten unterwegs.

Bilder: © tincans.de

Rockabilly-Pinup.de hat ein exklusives Interview mit Semmel (Sebastian) und Martin von den Tin Cans geführt:

Band-Interview The Tin Cans

  • Wie lange macht ihr schon zusammen Musik und wie habt ihr zueinander gefunden?

Sebastian: In der Formation, in der wir jetzt unterwegs sind, spielen wir seit ca. 5 Jahren zusammen. Unser damaliger Drummer (Thomas Luttmann “Lutti”) ist aus beruflichen und privaten Gründen nach München gezogen. Bei einem Trio stellt sich da die Frage, ob und wie ein Drittel der Band ersetzt werden kann. Wir hatten dann extremes Glück, dass war Martin gefunden haben – dem Internet sei Dank. Es hat von Anfang an sowohl musikalisch als auch menschlich absolut gepasst.

Martin: Ja das war wirklich Glück für mich! Eigentlich dachte ich, „datt war et jetzt“, nachdem sich meine letzte Band – mit der ich seit einigen Jahren unterwegs war – von jetzt auf gleich aufgelöst hatte. Ich wollte dann gerne in die Rockabilly-Szene zurück. Aber es ist nicht einfach, gute Leute zu finden, vor allem solche, die an einem Strang ziehen und bei einer Band bleiben. Leute, die nicht tausend Sachen und drei Bands gleichzeitig machen und nichts davon forcieren. Denn dann wechseln ewig die Musiker und nix kommt so richtig in Fahrt. Das ist anders bei den TC´s – der Grund, weshalb die TC´s so beständig sind.

  • Wie seid ihr zum Rockabilly gekommen?

Sebastian: Ich bin im Grunde über meinen Bruder auf Rockabilly, um genau zu sein auf Neo-Rockabilly gestoßen. Das war in den 80er-Jahren, als Bands wie Restless, Keytones oder The Sharks aus England unterwegs waren. Mein Bruder hatte die ganzen LPs und da blieb es nicht aus, dass ich ab und zu mal mit rein hörte. Ich war sofort infiziert. Dann hab ich mich auch den geilen Bands der 50er wie Gene Vincent oder dem Johnny Burnette Trio gewidmet.

Martin: Ich habe irgendwie nie etwas anderes gehört bzw. hat mich damals nie die aktuelle Musik interessiert. Im Radio kam zu der Zeit nicht viel Gutes, das sich lohnte anzuhören, als ich anfing, mich für Musik zu interessieren. Es war ja die Zeit von Disco und die Synthesizer kamen groß in Mode. Ich will nicht sagen, dass Disco schlecht ist, aber es war zu steril und synthetisch für meine Ohren – echt monoton. Auch wenn ich das heute tatsächlich anders sehe. Aber damals, neeee! Mein Vater hatte mir immer Kassetten aufgenommen mit so aktuellem Popkram und hat dann immer Titel dazwischen gemischt, die mich aufhorchen ließen. Da hat er immer mal seine 45er dazwischen gestreut mit Jack Scott, Jerry Lee, Cochran, Little Richard usw…aber letztendlich stand ich von Anfang an nicht „nur“ auf Rockabilly. Handgemacht generell war spannend: Das waren schon damals auch Blues, Swing, Rhythm & Blues oder Country. Aber um auf deine Frage zurückzukommen … Kurzum: Mein Vater ist schuld!

  • Welche Instrumente sind in eurer Band vertreten?

Sebastian: Wir haben eine klassische Rockabilly-Trio Line-up: Kontrabass, Gitarre und Schlagzeug. Leadvocals übernimmt Claudius, die zweite Stimme hat Semmel. Ein besonderes Kennzeichen der Tin Cans ist sicherlich der zweistimmige Gesang, den wir bei einigen Songs eingebaut haben. Das hört man in der Form nicht ganz so oft.

  • Wer hat euren Sound maßgeblich beeinflusst und wie würdet ihr eure eigene Musik beschreiben?

Sebastian: Die stärksten Einflüsse hat der 80er-Jahre-Neo-Rockabilly. Wir haben alle in dieser Zeit mit der Musik angefangen und sind da sicherlich stark beeinflusst worden. Mittlerweile nach fast 20 Jahren haben wir aber unseren eigenen Sound entwickelt. Es ist eine Mischung aus Rockabilly und Country, bei der ab und an auch Ska-Einflüsse zu hören sind. Am besten man kommt auf einen Gig und macht sich sein eigenes Bild.

  • Ihr spielt Coversongs aber habt auch ein sehr großes Repertoire an eigenen Liedern. Wovon handeln eure Songs, wer schreibt sie und woher stammt die Inspiration dafür?

Sebastian: Coversongs haben wir tatsächlich nur sehr wenige im Programm – das Schreiben von eigenen Songs ist für uns extrem wichtig und macht uns auch extrem viel Spaß. Meistens klingen die Originale doch am besten, weswegen wir eigentlich eher ungern covern. Das Songwriting teilen wir uns auf. Die Grundideen kommen entweder von Claudius oder mir. Daran wird dann meistens gemeinsam im Proberaum weiter gefeilt und probiert, bis dann alle das Gefühl haben, dass der Song „grooved“. Wenn wir manchmal nicht weiter kommen, lassen wir Ideen auch mal etwas liegen und greifen sie erst nach einiger Zeit erst wieder auf. Dann kommt meistens der entscheidende Impuls und der Song geht ab.
Inspiration für das Songwriting holen wir uns aus dem täglichen Leben. Mal geht es um die gute alte „Liebe“, mal um das Bandleben und die Sachen, die man da so erlebt, mal um politische Dinge… also aus allem etwas.

  • Hat sich eure Musik im Laufe der Jahre verändert und wenn ja, wie?

Sebastian: Unsere Musik hat sich definitiv verändert. Wer sich unsere sieben veröffentlichten Alben anhört, wird das sicherlich auch hören. Die Veränderung ist aber auch gut, denn „Stillstand ist Rückschritt“! Gerade wenn man eigene Songs schreibt, ist automatisch eine Veränderung drin, da man immer wieder neue Ideen mit einbringt. Früher haben wir eher den klassischen Neo-Rockabilly gespielt – seit ein paar Jahren sind wir vom Stil her breiter geworden: mal etwas mehr uptempo Country, mal etwas Ska… und das wir damit auf dem richtigen Weg sind, zeigt uns unsere stetig wachsende Fanbase.

  • Was waren bisher für euch die wichtigsten Erfolge in eurer Bandgeschichte, woran denkt ihr besonders gern zurück?

Sebastian: Highlights in unsere Bandgeschichte gab es schon einige: Wir haben eine Tour nach Litauen gemacht, wo wir zweimal im litauischen Staatsfernsehen live aufgetreten sind. Wir haben in Moskau und in fast ganz Europa gespielt, wir haben zwei Touren durch Spanien gemacht – im Grunde erinnern wir uns aber eigentlich an jeden Gig gerne zurück, da man immer extrem nette Leute kennenlernt und viel Spaß hat.
Martin: Stimmt. Ich kann jetzt auch nicht sagen, was das Wichtigste war…es baut alles aufeinander auf. Ich bin froh, dass wir europaweit spielen können. Und sogar in Japan und Australien kennt man uns – das ist schon klasse. Aber, ob wir da auch irgendwann hin kommen? Wer weiß… Das wir mal für einen Gig nach Moskau fliegen, hätten wir auch nie für möglich gehalten. Es ist schon genial, dass man einigen Menschen so viel bedeutet – das ehrt einen und wir sind echt dankbar dafür!

  • Was ist neben der Musik für euch im Leben wichtig?

Sebastian: Unsere Familien!

Martin: Ja, stimmt.

  • Bitte beschreibt in 3 Worten, was für euch “Rockabilly” ist.

Sebastian: Eine Lebenseinstellung.

Martin: Definitiv ist das eine Lebenseinstellung! Für mich nach wie vor. Bei der Rockabilly-Musik ging und geht es mir um das Besondere – das man sein eigenes Ding durchzieht. Ich dachte früher, ich bin der einzige der so etwas noch hört. Deshalb wollte ich damals u.a. unbedingt in einer Band spielen und diese Musik aus der Zeit, insbesondere der 40er- und 50er-Jahre, am Leben erhalten. Aber das es mal so kommt, war undenkbar damals. Man wurde teilweise verspottet und belächelt von den anderen. Bis dann das 80er-Rockabilly-Revival los ging und ich auf Gleichgesinnte stieß. Mittlerweile wird aber auch „Rockabilly“ sehr vereinnahmt und manchmal falsch ausgelegt. Anfang der Achtziger ein „Rockabilly“ oder „Teddyboy“ zu sein bzw. das auch äußerlich zu zeigen, war schon fast mutig. Okay, das waren mehr als drei Worte… Sorry – aber die Frage kann ich nicht kürzer beantworten ;)

  • Vielen Dank für das Interview!